Sozialwissenschaftliche und ethische Perspektiven
Beschreibung
Der Band beschäftigt sich mit bewaffneter Gewalt, wie sie durch Streitkräfte vorgehalten, organisiert und angewandt wird. Das Militär als Repräsentant des staatlichen Gewaltmonopols unterliegt gewöhnlich besonderen Zwängen, da staatliche Gewalt, um als legitim gelten zu können, kontrolliert werden muss; aus dieser Kontrolle erwächst wiederum Legitimation, die ihrerseits durch die der Gewaltausübung inhärenten Dynamiken gleichzeitig immer wieder abhanden zu gehen droht. Das so skizzierte Spannungsfeld zwischen Einhegung und Legitimation militärischer Gewalt, das nicht zuletzt die gesellschaftliche Verortung des Militärs als staatliche Organisation mit ihren Angehörigen bedingt, wird in den Beiträgen der Autorinnen und Autoren vornehmlich in Bezug auf Deutschland und die Bundeswehr in den Blick genommen. Dabei werden Formen, Funktionsbedingungen und Entwicklungstendenzen militärischer Gewalterfahrung aus unterschiedlichen (fach)disziplinären Perspektiven aufgegriffen und analysiert, um kritische Impulse für die wissenschaftliche wie öffentliche Auseinandersetzung mit den zivil-militärischen Beziehungen zu setzen.
Inhaltsübersicht
Jürgen Franke und Nina Leonhard
Vorwort
I. Gewalt in historischer und religiöser Perspektive
Matthias Thieme
Nimmt die Gewalt im Verlauf der Geschichte ab? Eine kritische Auseinandersetzung mit Steven Pinker
Volker Stümke
Religionen als politische Gefahr – ein Überblick
II. Gewalt im Spannungsfeld von Militär, Staat und Gesellschaft
Jürgen Franke
Zivile und demokratische Kontrolle militärischer Gewalt. Begriffliche und theoretische Annäherungen an einen komplexen Untersuchungsgegenstand
Heiko Biehl
Deutscher Sonderweg oder europäische Normalität? Gesellschaftliche Legitimation militärischer Gewalt im internationalen Vergleich
Jürgen Franke
Demokratische Kontrolle von Streitkräften und Sicherheitspolitik in Deutschland. Die Bundeswehr als ›Armee im Einsatz‹
Nina Leonhard
Militär und Krieg in der postheroischen Gesellschaft: Implikationen einer Krisendiagnose zivil-militärischer Beziehungen
Dierk Spreen
Die Kriegsautomaten der Zivilgesellschaft. Semiautonome technische Systeme in bewaffneten Sicherheitsoperationen
III. Militärische Gewalt aus soldatischer Perspektive
Wolfgang Schmidt
Gewaltdispositionen bei der frühen Bundeswehr-Elite
Maren Tomforde
»Good shot«: Gewalterfahrungen von Bundeswehr-Soldaten im Auslandseinsatz
IV. Militärische Gewalt aus ethischer Perspektive
Volker Stümke
Ethische Normen für Soldaten im Umgang mit Gewalt
Hartwig von Schubert
Frieden durch Recht. Die Ethik rechtserhaltender Gewalt und das Völkerrecht
Autorenverzeichnis
Pressestimmen
»Dem gelungenen Band ist ein hoher Reflexionsgrad zu attestieren, der einer kritischen Beschäftigung mit dem schwierigen Verhältnis von Gewalt, Militär und Demokratie angemessen ist.« Hendrik Simon, auf: Portal für Politikwissenschaft, 19.11.2015
»Der Sammelband bietet somit ein reiches Spektrum an Themen und Thesen, die eine Reihe gängiger Annahmen in Frage stellen. Einige der Beiträge provozieren zum Widerspruch, andere regen dazu an, über das Dargebotene hinauszudenken. Auf jeden Fall dokumentiert der Band, wie lebendig die militärsoziologische und -ethische Szene inzwischen geworden ist. Insofern füllt der Band diverse Lücken – nicht zuletzt jene, die durch die Abwesenheit einer gleichermaßen anspruchsvollen und lebendigen Militärpublizistik verursacht sind.« Klaus Naumann, auf: Soziopolis, abgerufen am 17.12.2015
»Eines der beiden Glanzstücke des Bandes ist der Aufsatz von Nina Leonhard über den topos der ›post-heroischen Gesellschaft‹ als Kriegsdiagnose zivilmilitärischer Beziehungen in modernen westlichen Gesellschaften. [...] Ihr Aufsatz ist eine gedankenreiche und stingente Begriffs- und Konzeptanalyse. [...] Das zweite Glanzstück der Sammlung steht im dritten Abschnitt ›Militärische Gewalt aus soldatischer Perspektive‹ [von Maren Tomforde]. [...] Die Befragungsergebnisse sind eine spannende Lektüre.« Wilfried von Bredow, in: Politische Vierteljahresschrift, 1/2016
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