Carl Adolf Cornelius

»Historiker, * 12.3.1819 Würzburg, † 10.2.1903 München. ((römisch)-katholisch, dann altkatholisch)

Nach Studien in Bonn und Berlin bei A. Böckh, K. Lachmann, L. von Ranke erhielt Cornelius die Geschichtsprofessur am Lyzeum in Braunsberg (Ostpreußen). In das Frankfurter Parlament gewählt, erfaßte er zum ersten Male die Nationalfrage. Seit 1849 widmete er sich zunächst ohne Lehrtätigkeit ganz der wissenschaftlichen Forschung. 1851 habilitierte er sich in Münster, wurde dort 1854 außerordentlicher Professor und nach dem Erscheinen des 1. Bandes der Geschichte der Münsterischen Wiedertäufer 1855 Ordinarius in Bonn, im nächsten Jahre in München, wo er die sogenannte katholische Professur erhielt. Cornelius war aber in seiner Wissenschaft weder ein ausgeprägter Katholik, noch ein Romantiker. Er neigte zunächst zu großdeutschen Anschauungen, als er aber nach 1866 das Ziel Bismarcks erkannte, wurde er aus einem Gegner zu einem Bewunderer. Cornelius gehörte zu den wissenschaftlichen Parteigängern Döllingers, wünschte Reformen in der Kirche und lehnte die päpstliche Unfehlbarkeit des Vatikanischen Konzils von 1870 ab. Nationale Stimmungen, die von 1848 herkamen, schwangen dabei mit; er sah in der Begründung der altkatholischen Kirche ebenso ein religiöses wie nationales Werk.

In der Historischen Kommission, zu deren ersten Mitgliedern Cornelius gehörte, übernahm er die Leitung der sogenannten Wittelsbacher Korrespondenzen (eine Sammlung der politischen Akten der bayerischen Herrscher des 16. und 17. Jahrhunderts). Nach dem Tode Giesebrechts verwaltete er 1890–98 das Amt eines Sekretärs in der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Das letzte große Arbeitsgebiet, das Cornelius in den siebziger Jahren vertrat, galt Calvin. Er übernahm es, für den verstorbenen Theologen F. W. Kampschulte den 2. Band zu bearbeiten, konnte aber dann das Werk infolge eines Schlaganfalles nicht mehr vollenden. Das Fertiggewordene ließ er in einer Sammlung ›Historische Schriften‹ 1900 erscheinen.

Die Bedeutung Cornelius' beruht in der kritischen Erschließung des Täufertums und des Humanismus in Münster und den wichtigen Forschungen über Calvin, in einer Darstellungskunst von außerordentlicher Feinheit, die auch den trockensten Stoff geistvoll zu beleben vermochte. Auch seiner Redekunst sei gedacht, die niemals die Grenzen eines berechtigten Pathos überschritt, aber den historischen Stoff in eindrucksvollster Weise zu beleben verstand.

Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst.«

Goetz, Walter, in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 363

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